„Wettin“ von Stefan Jahnke




Kriminalroman
Paperback,
308 Seiten
Books on Demand, Norderstedt
Januar 2010
ISBN 978-3-8391-4772-6


Dezember 2009. Nahe der Stammburg der Wettiner wird auf einem Parkplatz eine leere Geldkassette gefunden. Die Autobahnpolizei ignoriert eine erste Meldung, wird jedoch vom Finder genau eine Woche später noch einmal daran erinnert und entdeckt das Wappen der Wettiner auf dem Fundstück. Ein ebenfalls dort abgestelltes Fahrzeug führt den bald aus Dresden hinzu gerufenen Hauptkommissar Zech zu einer seit Tagen vermissten Angestellten der sächsischen Prinzenfamilie auf Schloss Wachwitz in Dresden. Ermittlungen beginnen. Unglaublich erscheint noch, dass dieser Fall vielleicht im Zusammenhang mit einem verschollen geglaubten Schriftstück von Kurfürst August dem Starken an seine Mätresse Reichsgräfin Cosel aus dem 17. Jh. stehen könnte. Aber dann erhärten die Beweise diese Möglichkeit. Tragen die noch lebenden Prinzen von Sachsen ihre Titel zu Unrecht? Könnten die Nachfahren der Cosel heute Ansprüche auf Land und Thron, gar Ersatz für Jahre des Verzichts erheben? Ein spannender Fall um Macht, Sucht, Verrat, Vergeltung und Verzicht im Schatten eines alten Herrschergeschlechtes.



Leseprobe

Prolog (Auszug)

Fast wäre ich vorbei gefahren… wie oft habe ich schon diese gesperrten Parkplätze gesehen, die man vielleicht kennt, aber eben nicht ansteuern kann, weil gerade das Eine oder Andere dort in Ordnung gebracht werden muss.
Nun gut, die Beamten haben diesen hier also gleich gesperrt. Sicher besser so, denn immerhin wollen wir eine Straftat klären!

Saaleaue… ja, ich musste erst von Dresden die A14 ganz hinauf, dann bis Plötzkau, dort wenden und später zurück eben auf diesen Parkplatz in Richtung Dresden.
WC-Häuschen… das ist immer gut. Gibt es im Westen von Deutschland weniger auf den Plätzen an den Autobahnen. Ja, die Kollegen drüben schimpfen immer… wir würden alles neuer und besser haben. Klar. Ist ja auch gut vierzig Jahre nicht allzu viel passiert… und nun eben nach den heutigen Bedürfnissen!
Ich fasse es immer noch nicht.
Keller hat mich angerufen. Und eigentlich sollte ich all das Max übertragen. Aber der Minister… wie das klingt… meinte zumindest, dass ich mich darum kümmern muss. "Zu heikel! Außerdem werden Sie eventuell mit den Wettinern verhandeln müssen… und das ist nichts für Ihren Kollegen!" Nun, vielleicht hatte er Recht. Zumal alles auch noch über die Landesgrenzen hinaus ging. Immerhin… hier bin ich in Sachsen-Anhalt. Weit genug von Dresden entfernt. Denkt Keller jetzt wirklich, dass ich, seit er Minister ist, nun alles für ihn erledige?
Ja, klang interessant… und schon die Fahrt hierher war sicher alles andere als langweilig… sächsische Geschichte pur… aber trotzdem!
Und was sich die Beamten gerade an diesem Autobahnabschnitt geleistet haben… das geht soundso auf keine Kuhhaut, wie wir in Dresden so gerne sagen. Na ja… mal sehen, was daraus wird.

Jetzt ist da überall Blaulicht… und man sieht mich erst einmal ziemlich ablehnend und scheel an. Was hab ich denn auf diesem gesperrten Platz zu suchen? Natürlich, meine Marke… die schafft zumindest Zugang… noch lange kein wirkliches Vertrauen.
"Ah, Hauptkommissar Zech aus Dresden… haben Sie es gefunden?!"
Ich komme aus Sachsen… Okay… aber blöd bin ich noch lange nicht!
Umsehen… nichts Besonderes… eben ein Parkplatz. Und dass ich die Beamten ignoriere… sollen sie mich doch arrogant nennen! Ich bin schließlich dafür bekannt, dass ich die Leute erst einmal übersehe und ihnen dann später dafür umso mehr Aufgaben aufbrumme. Warum also zum Beispiel nicht gerade jetzt und hier?

Was sehe ich?
Da steht also das Toilettenhäuschen und davor gibt es zwei Behindertenparkplätze. Oh, ich kenne eine Menge von Leuten, die mit absoluter Vorliebe gerade solche Parkplätze nutzen. Warum? Ich weiß es nicht. Zumal meist auch noch ganz andere in größeren Mengen zur Verfügung stehen… Faulheit… ja, das kann es sein!
Was gibt es noch? Da, einige PKW-Parkbuchten, ein, zwei Sitzecken mit Tisch… und viele Müllbehälter.
Den größten Teil des Platzes machen aber die LKW-Buchten aus. Ach was heißt Buchten… das ist einfach nur ein Platz mit genügend weißen Strichen.
Jetzt jedenfalls haben keine PKWs und auch keine Trucker hier zu halten… alles was hier steht sind Polizeifahrzeuge… und auch einige zivile Wagen… Autobahnpolizei und so.
Und…
Ja, und ein dunkelblauer PKW… tatsächlich… ohne Nummernschilder… wohl ein Ford, Ford Escort, älteres Baujahr. Doch der sieht weder stillgelegt noch abgewrackt aus. Na, hat sich hier nur Jemand einen Scherz erlaubt oder ist das vielleicht zusätzlich der Stein des Anstoßes? Kann ich mir kaum vorstellen, denn dann hätte man mich nicht aus Dresden geholt!

"Kommissar… ähm… Hauptkommissar… hierher!"
Ich sehe Koch. Mit dem bin ich schon einmal zusammen geraten als er uns eine ganze Weile mächtig in die Kompetenzen gepfuscht hat. Aber diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Wir haben bisher sicher nicht unbedingt eine gegenseitige Liebe entwickelt… aber wir akzeptieren uns zumindest. Auch ein Werk von Keller. Der hat manchmal seinen Elegischen und will den Friedensengel spielen. Nun gut.
Ich lenke meine Schritte… wie das klingt… ich gehe zu Koch. "Hier oben, Zech!" Aha… hatte mich schon gewundert… aber über den Platz wollte er mir auch nicht nur meinen Namen entgegenschmettern. So ein… na ja…
"Ist das nicht glatt?" Ich sehe auf meine Anzugstreter, die ich dummerweise angezogen habe. Die derben Trekkingschuhe wären wohl besser gewesen. Aber wer denkt denn daran, dass es nun gerade einen solchen Fall gibt wo wir doch heute unsere Weihnachtsfeier in Dresden haben. Na, Petra wird sauer sein wenn ich sie nicht pünktlich abhole. Sie kommt jetzt immer seltener vor die Tür… und auch wenn sie keinen Tropfen anrühren wird… dabei sein wollte sie doch!
Koch lacht "Ich stütze Sie!" Waren wir nicht einmal per ‚Du'? Gut, vor dem großen Krach. Aber wenn er es will… vielleicht kann ein wenig gesunde Distanz gar nicht schaden?
Ich klettere hinter ihm her, den kleinen Hang hinauf und dort auf dieses Tor zu. Ja, ich habe mich schon immer gefragt warum denn nur diese Parkplätze grundsätzlich eingezäunt sind. Aber eine schlüssige Antwort… ja, mal sind es die Tiere, die nicht auf die Autobahn rennen sollen… dann die Reisenden, die sich nicht alles in der Umgebung anschauen dürfen… und dann natürlich auch noch die Anwohner, die so diesen Platz nicht als Grillplatz verwenden können.
Ausreden… vielleicht ist es auch nur das Übliche… das Abstecken des Territoriums… Ja, kann sein!
Jedenfalls ist dieses Tor da offen. Angeblich sollen sie das alle sein. Und das hat auch wieder etwas mit Flucht und Sicherheit zu tun… das führt dann aber alle anderen Punkte wieder ad absurdum…


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Wettin: Gefährliches Erbe