„Verschrieben“ von Stefan Jahnke




Mystery-Thriller
Paperback,
308 Seiten
Books on Demand, Norderstedt
April 2011
ISBN 978-3-8423-5747-1


Karl Konrad, erfolgreicher Bestsellerautor, ist ein Segen für den Münchner Verleger Robert Pohl.
Nicht nur die elitäre Schulbildung, eine scheinbar intakte und vorzeigbare Familie und viele Ideen, sondern ebenso die realistisch gestalteten Szenen in seinen Kriminalromanen lassen die Fachwelt aufhorchen.
Problemlos erhält Konrad Zugang zu polizeilichen Ermittlungen, findet sich undercover in vielen Berufen und Schichten im sich gerade wiedervereinigenden Deutschland zurecht, baut Beziehungen auf, nutzt Freundschaften, arbeitet sozial engagiert. Man sagt gar, dass einige Leser seine Fälle nachspielen und, da es sich meist um perfekte Verbrechen handelt, auch nicht für ihre Taten dingfest gemacht werden können.
Folgerichtig scheint die Nominierung für den Deutschen Buchpreis.
Doch nicht nur, weil sich die Jury aufgrund von Fehlinformationen für einen anderen Autor entscheidet und die Buchmesse danach für Konrad trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen zum Fiasko zu werden droht, gerät seine ganze Welt nach und nach aus den Fugen.
Welches dunkle Geheimnis trägt er mit sich?
Was geschah vor Jahren in Salem?
Warum wenden sich Freunde plötzlich von ihm ab?
Und wo ist jener Kommissar Rosenwinkel aus Hamburg, der all dies in wenigen Tagen ans Licht der Öffentlichkeit bringen wollte?



Leseprobe

Epilog (Auszug)

...

Du bist verrückt. Das ist doch keine Geschichte, das ist ein Blutbad! Woher nimmst Du nur immer diese hirnverbrannten Ideen… das ist ja… das ist krank, mein Lieber. Und eines sage ich Dir… lesen wird den Mist sicher keiner!“
Manuela steht vor mir, wedelt mit meinen Manuskriptseiten herum und scheint wirklich zu meinen, was sie da sagt. Natürlich tut sie das. Sie ist meine Frau. Und als solche auch meine erste Leserin, meine strengste Kritikerin und… na ja… zumindest für mich die Frau, die ich nicht so richtig ernst nehmen kann. Denn alle Bücher von mir, die sie verriss, die wurden mehr als nur eben mal ein kleiner Verkaufserfolg… Ja, ich sollte nicht zu sehr auftragen. Die fünf Bände, die ich bisher schrieb… aber eben… wer sie las, der mochte sie.
„Nein, Karl, nein, das ist nichts. Lass die Finger davon. Du machst Dir nicht nur all Deine wenigen Leser zum Feind… die Presse wird Dich zerreißen und dann bleibt nicht viel von Dir übrig. Das verspreche ich Dir. Denk an meine Worte!“
Ja, das kann sie. Theatralisch Worte ausspucken und die ganze Welt bemühen. Aber ansonsten? Gescheiterte Journalistin, Mutter ohne Ahnung, einem Kind mal ein paar Schranken aufzuzeigen, und dann auch noch Kritikerin… na ja, zum Glück begreifen alle außer ihr selbst, dass sie nichts taugt.
Wütend stapfe ich auf sie zu.
„Da hast Du!“
Klatsch… früher hätte ich nicht so häufig die Hand gegen sie erhoben. Aber jetzt? Ich lasse mir meine Arbeit nicht von ihr kaputtmachen. Nicht von ihr! Niemals…!
Manuelas Wange ist rot. Sie sieht mich wütend an. Ich glaube gar, da ist eine gewisse Abscheu in ihrem Blick. Na ja, kann sie ruhig empfinden. Ich mag sie auch nicht und ich schelte mich einen Trottel, ihr überhaupt etwas von meinen Zeilen in die Hand gedrückt zu haben. Das ist… das war… einfach nur dumm!
„Schlagen kannst Du. Immer, wenn Du was nicht richtig machst und ich es Dir sage… dann schlägst Du mich. Das halte ich nicht mehr aus. Das ist… warte nur, ich werde Dir…“
Ja, die alte Leier… Nun wird sie drohen, mich zu verlassen. Kann sie aber nicht. Ich lasse es einfach nicht zu.
„Doch. Du wirst sehen… ich gehe. Und Du kannst nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. Verspreche ich Dir. Lass mich vorbei. Ich packe und dann siehst Du mich nie…“
Was will sie? Ich reiße sie an den Haaren. Dabei stolpert sie über den Teppich und ich halte schon ein ausgerissenes Büschel in der Hand. Sie wimmert, hält sich den Kopf. Ich reiße sie hoch, schleppe sie in die kleine Kammer. Da kommt sie nicht raus. Das verspreche ich ihr. Und meine Versprechen… halte ich!
Rumms… Türe zu. Natürlich trommelt sie von innen dagegen. Aber sie kommt nicht raus. NIEMALS!
Oh, wie es hier aussieht… meine Blätter… bloß gut, dass ich die Seiten nummeriere. Ansonsten… mein Gott… das wäre ja…
Alles beisammen.
„Kannst Du mal mit dem blöden Getrommel aufhören? Ich lasse Dich nicht raus!“
Immer noch schlägt sie gegen das dicke Holz. Nun ruft sie auch noch und ich meine, ihr Trampeln auf den alten Dielen zu spüren. Na, die Ratten werden sich freuen!
Oh, noch so eine Sache, die sie mir vorwirft… wir müssen in diesem Loch wohnen. Dabei ist es doch ein schönes Haus. Groß, fast steril wirkend. Und die Kinder… na ja, die Großeltern sind froh, dass wir sie oft zu ihnen geben. Und da haben sie auch Platz. Wie heute. Ha, das ist doch alles nur…
„Halts Maul da drin, sonst kannst Du gleich die ganze Nacht bleiben!“
Stille.
„Karl… bitte… ich muss zur Toilette!“
Ich muss zur Toilette… pha! Sie will nur türmen und mich meschugge machen! Aber nicht mit mir!
„Mach unter Dich. Dann sitzt Du gleich in dem, was Du bist!“
Ein leises Wimmern ist zu hören. Na, wenn sie sich benimmt, kann sie in ein paar Stunden wieder raus.
Was ist das? Klingt wie ein Wasserhahn… och nö, oder? Jetzt läuft das Zeug auch noch unter der Tür durch.
„Verdammte Schlampe! Kannst Du nicht mal deine Pisse anhalten!“
Es stinkt. Schnell die letzten Blätter zusammensammeln. Ha, gerade noch geschafft! Na, die werde ich mir kaufen! Die Kammer vollpissen und dann noch von mir Einsicht erwarten!
Stubentisch… da will sie mein Papier nie sehen. Wie wenig sie sich bisher überhaupt mit meinen Büchern beschäftigt… lesen und meckern. Anstatt mal zu fragen, warum ich nun gerade das so und nicht anders schrieb… na ja, sie ist eben… ein Ekel!
Jetzt habe ich alles in der richtigen Folge. Morgen gehe ich zum Verleger und er wird wie immer begeistert sein. Na, sein Glück, mich zu haben! Aber gut… manchmal sehe ich bei ihm Zweifel. Er meint, ich würde mich von den guten Themen wegbewegen. Dieses Mal nicht. Alles so, wie er es will… spannend eben.


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Verschrieben