"Ein Sternlein auf Reisen" von Sandra Rehschuh




Kinderbuch
Softcover
69 Seiten
Mit 8 Ausmalbildern
Mai 2010
ISBN: 978-3942312028


Tim weiß: Unter seinem Bett lebt ein Monster! Aber niemand will ihm glauben. Bis sein Vater in das geheimnisvolle Land unter dem Bett entführt wird.
Monstrosias wird es von den Bewohnern genannt. Und diese Bewohner sind niemand andere, als leibhaftige Monster!
Zusammen mit dem Sternlein Antares macht sich Tim auf die Suche nach seinem Vater und findet nicht nur Ungeheuer, sondern auch neue Freunde.



Leseprobe

„Schnurri! Schnurri!“ Tim hatte seine Hände zu einem Trichter geformt. „Wohin mag er nur gegangen sein?“ Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, in der sie hier draußen in der Dunkelheit herum tapsten. Weit und breit war niemand zu sehen.
„Ich weiß es nicht“, piepste das Sternlein. „Er sah sehr, sehr traurig aus, als er davongelaufen ist.“
Tim stimmte zu. Auch er hatte dicke Monstertränen gesehen, die in Schnurris Augen geschimmert hatten. „Warum ist er weggelaufen?“ Der Junge blieb stehen und runzelte die Stirn.
„Ein Monster hat es sicherlich nicht leicht. Und Schnurri ist ganz anders, als all die anderen. Er ist so lieb und außerdem noch ein Monsterkind. Vielleicht geht es ihm besser, wenn er einmal in die Welt hinauskommt und nicht nur unter dem Bett hausen muss, wo es immer schmutzig und dunkel ist?“, überlegte Antares laut.
Noch einmal faltete er seine Hände zu einem Trichter und rief, so laut er konnte: „Schnurri!“

Niemand antwortete.
Dafür drangen ein Seufzen und ein Schluchzen an sein Ohr, dass es Steine erweichen konnte.
„Kannst du es hören?“, fragte Antares.
„Psst!“ Tim legte den Finger auf die Lippen. Nachdenklich nickte er. „Was glaubst du, aus welcher Richtung es kommen mag?“
„Wenn mich mein Gehör nicht täuscht, war es hinter dem Haus.“
„Dann lass uns nachsehen“, flüsterte der Junge.

Auf Zehenspitzen schlichen sie sich zur Mauer. Und obwohl es hier draußen sehr, sehr dunkel war, hielten sie sich dennoch im Schatten des Hauses auf. Nur das kleine Monster nicht erschrecken, war Tims Gedanke.
Sie waren an der Hausecke angekommen und Antares gebar Tim, stehen zu bleiben und zu warten.
Was mochte das Sternlein vorhaben?
Rasch schlüpfte es an Tim vorbei und war auch schon in der Dunkelheit verschwunden. Es dauerte jedoch nicht lange, bevor es wieder vor dem Buben auftauchte.
„Hast du etwas gesehen?“
„Ja. Es ist Schnurri. Ganz allein sitzt er an der kalten Mauer und weint. Lass uns zu ihm gehen.“

Tim und Antares machten sich auf den Weg, aus der die Stimme kam. Der Junge konnte kaum die Hand vor Augen sehen. So geschah es, dass er fast über das Sternchen stolperte, als dieses stehen blieb. Tim sah sich um, doch konnte er noch immer nichts erkennen.
„Was ist los?“, flüsterte er.
„Wir sind da. Direkt vor uns sitzt er.“
So weit Tim die Augen auch öffnete, er konnte das Monster nicht sehen. Dafür war das Schluchzen jetzt noch viel, viel lauter.
Das Sternlein schien das Problem des Jungen zu erkennen, denn einen Moment später hörte Tim es sagen: „Warte, ich mache Licht.“ Und es hatte nicht zu viel versprochen. Aus einem seiner Zacken strömte ein wärmender Schein und erhellte die Stelle, an der Schnurri saß.
Zusammengekauert saß es da. Die Pranken vor den Augen, die Knie angewinkelt. Struppig hing sein langes lilafarbenes Fell herunter.
„Schnurri?“ Tim hockte sich neben dem Wesen nieder.
Eine Tatze nahm es herunter und schaute ihn mit einem Auge an. „Ja?“

„Schnurri, es tut mir so leid. Wie können wir dir nur helfen?“
„Mir kann niemand helfen. Ich bin ein Monster. Ich muss alleine sein. Mich will doch niemand“, seufzte es.
„Und ob! Schnurri, ich will, dass du mein Freund bist.“
„Und meiner auch“, stimmte Antares hastig zu.
„Das meint ihr nicht ernst.“
„Doch!“ Tim strich über das struppige Fell. „Ich möchte, dass du mit uns kommst. Aber vorher müssen wir noch meinen Papa finden. Ohne ihn kann ich nicht nach Hause zurück.“

Nun nahm Schnurri auch die zweite Tatze herunter und lugte unter seinem dichten Haarkleid hervor. „Du suchst deinen Papa? Sieht er so aus wie du? Nur etwas größer und ein paar graue Haare?“
„Das muss er sein!“ Tim sprang auf. „Wo ist er?“
„In meinem Haus.“
„In deinem Haus?“ Tim und Antares sahen sich erstaunt an. Warum hatten sie ihn dann nicht gefunden? Warum nicht gehört?
„Ja. Ich habe ihn mir mitgenommen, damit ich nicht mehr alleine bin.“
„Aber du kannst doch meinen Papa nicht so ein-fach mitnehmen. Er ist doch kein Spielzeug!“, protestierte der Junge.
„Nein. Ich wollte ihn ja auch als Freund. Aber irgendwie hat der nur geschimpft. Und da habe ich ihn im Schrank eingeschlossen.“
„In einen Schrank? Um Gottes willen! Bekommt der Vater dort genug Luft?“, fragte Antares aufgeregt.
Das Monster zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“
[...]



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Ein Sternlein auf Reisen: In einem Land unter unserem Bett