„Ramblarausch“ von Stefan Jahnke
Reiseerzählung
Paperback,
308 Seiten
Books on Demand, Norderstedt
Dezember 2010
ISBN 978-3-8423-4253-8
Herbst 1993.
Reiseangebote von Zeitungen überfluten die neuen Bundesländer.
Mutter und Sohn versuchen, eine Reise nach Spanien zu buchen. Ungeahnte Widerstände, Unwissen in der Zeitungsredaktion und Gleichgültigkeit der eigentlichen Veranstalter erschweren dies.
Schließlich gelingt es doch und nach einer verqueren Anreise per Bus erleben die Zwei ein Jahr nach der Olympiade in Barcelona neben den Schönheiten Kataloniens entlang der Costa Dorada viele Eigentümlichkeiten. Darunter die Macht der geldschweren Mafia in Form eines seine Kinder schlagenden Italieners, den Starrsinn mitreisender Rentner, die es bis auf die Polizeiwache in Tarragona schaffen, die beinahe Zerstörung eines offiziellen Bocciaspieles, die persönliche Bekanntschaft mit dem Honorarkonsul einer europäischen Nation und die Freude vieler Fischer über kleine spanische Gesetzeslücken am Mittelmeer.
Ein Motorschaden sowie eine gerade noch abgewendete Umweltkatastrophe im Ebrodelta lassen sie erkennen, wie viele Tücken Wirtschaft und Tourismus haben.
Ausgesöhnt nach der Besichtigung der Hinterlassenschaften von Templern und Gegenpäpsten und einem in vielerlei Hinsicht spannenden spanischen Abend, ertragen sie vor einer beengten Heimreise tapfer das Benehmen anderer Nationen am Buffet.
Kapitel 6 - Don Bongo (Auszug)
Von der Fahrt nach Salou habe ich so gut wie nichts mitbekommen. Verrückte Sache aber auch! Doch ich bin zufrieden. Und Mutti sieht beim Aussteigen auch aus, als wenn sie tief und fest geschlafen hätte. Doch die getankte Kraftreserve brauchen wir nun für das Abendessen.
Im Hotel wartet man schon auf uns. Na klar, die wollen irgendwann Schluss machen und wissen doch, dass da noch eine halb verhungerte Reisegruppe ankommt, die zum Teil gestern schon gezeigt hat, dass sie sich ganz schön ins Zeug legen kann, wenn es ums Essen geht.
Mir kommt es schon wie eine Ewigkeit vor. Nicht im Hotel. Eher in Spanien. Die vielen, teilweise ungewollten Eindrücke auf dem heutigen Ausflug machen es möglich. Aber ich bin froh, dass wir es so und nicht anders gemacht haben.
Nach dem frisch machen geht es gleich hinunter ins Restaurant. Dort stehen schon alle vom Personal bereit und wollen uns helfen, die Teller zu füllen und dann schnell wieder zu leeren. Ich hoffe aber mal, dass die direkt hinter dem Buffet stehen, hat nichts damit zu tun, dass die gleich nach dem ersten Besuch dort vorn alles wegräumen. Wenn man uns schon so ein übervolles Buffet offeriert, wollen wir auch zwei-, dreimal dahin gehen und uns was nehmen können, oder?
Ich lade mir meinen Teller nicht zu voll. Die gebratenen Hähnchenflügel sehen irgendwie toll aus und riechen auch sehr gut. Und die Soße, die wir uns über den… ich sage mal… Rinderbraten gießen sollen, die hat nicht mal ein einziges Fettauge. Bekommt man zuhause kaum hin, meint Mutti.
Heute nehme ich Reis. Lecker gemacht. Kein Klansch und auch nicht zu hart. Und hinterher, als ich auch noch einen Gemüseteller gegessen habe, leiste ich mir ein Eis.
Die kleinen Becher erinnern mich an die DDR. Da gab es, wenn es sie denn gab, hin und wieder eben solche kleine Dinger mit Vanilleeis. Lecker schmeckte das. Und auch da bekam ich selten genug davon.
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Ramblarausch: Katalonien, Gaudi und Flamenco