"Kater leo will fliegen lernen " von Sandra Rehschuh
Kinderbuch
Softcover
118 Seiten
August 2012
ISBN: 978-3-944266-09-1
Kater Leo möchte gerne fliegen lernen. Natürlich sind ihm keine Flügel gewachsen.
Was macht also ein schlauer Kater? Er sucht sich einen Vogel, der es ihm irgendwie beibringen kann.
Doch Leo hat kein Glück. Es ist Winter, kurz vor Weihnachten, und der einzige Vogel, den er trifft, ist die kleine verwaiste Schwalbe Susi. Dummerweise kann auch sie nicht fliegen.
So begeben sich die beiden auf die Suche nach jemandem, der ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen kann. Dabei treffen sie auf eine taube Katze namens Trine und die Gans Abigail, die Leo eigentlich gerne als Braten unter dem Weihnachtsbaum vernaschen würde.
Werden sich Leo und Susi ihren Traum erfüllen können? Endet Abigail wirklich als Festmahl? Und was wird aus der tauben Trine?
Eine Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt für Groß und Klein, in der auch kleine Wunder nicht fehlen dürfen.
[...]
„Na, schaust du wieder den Vögeln hinterher? Sie sammeln sich, werden bald abfliegen.“
Mein Frauchen. Sanft streichelt sie mir über den Kopf.
„Ach, muss das herrlich sein, fliegen zu können!“, stellt sie lachend fest und öffnet mir das
Fenster.
Fliegen. Ja, das muss wunderbar sein. Aber ich kann es nicht. Mir sind keine Flügel
gewachsen. Leider.
Ich blicke nach unten. Wir leben weit oben. In der dritten Etage. Ich kann nicht herausstürzen
und meine Freiheit genießen. Keinen weiten Sprung unternehmen, um zu testen, ob ich nicht
vielleicht doch fliegen kann. Der Baum steht nicht weit weg. Zehn oder fünfzehn
Katzenlängen. Nicht mehr. Aber doch unerreichbar. Wäre doch nicht dieser tiefe Abgrund
dazwischen!
„Was überlegst du denn?“
Was soll ich denn schon überlegen? Wie ich da hinüberkomme. Wie ich mit Ihnen mitfliegen
kann! Darum drehen sich meine Gedanken! Du kannst es nicht verstehen. Du bist keine
Gefangene, du bist nicht immer eingesperrt in diesen vier Wänden. Du gibst mir alles, ja.
Fressen, einen warmen Schlafplatz, deine Liebe. Aber das ist nicht das, was ich brauche. Ich
brauche die Freiheit! Ich bin ein Kater! Keine Rassekatze, die man irgendwo einsperren kann.
Nein, ich bin ein Hauskater, ein Kater, der dazu geschaffen ist, Mäuse zu fangen. Und wenn
das schon nicht möglich ist, weil es in diesem Haus keine Mäuse gibt, dann lass mich doch
wenigstens hinaus. Lass mich durch die Straßen laufen, ein Feld suchen, mit dem
herabfallenden Laub spielen. Kannst du das nicht verstehen?
Sie will das Fenster schließen. „Komm, Leo. Komm rein. Es wird kalt.“
Na und? Ich habe ein Fell. Mir ist nicht kalt. Mir wird auch nicht kalt werden. Versprochen.
Sie drückt gegen den Rahmen. „Jetzt komm schon“, drängt sie. „Ich habe keine Zeit mehr. Ich
muss zur Arbeit, dir dein Futter verdienen. Oder willst du heute Abend hungern?“
Ich habe keinen Hunger mehr. Von mir aus braucht es auch nie wieder etwas zu fressen
geben. Es ist mir egal.
Ich lasse den Schwanz hängen, springe von der Fensterbank herunter. Heute Abend werden
meine Freunde nicht mehr da sein. Ihr „wit-wit“ fehlt mir jetzt schon. Bis zum Frühjahr. Eine
lange Zeit. Viel zu lang für ein Katerleben.
Das © liegt bei: hnb – verlag Berlin
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Kater Leo will fliegen lernen