„Cachette“ von Stefan Jahnke
Mystery-Thriller
Paperback,
308 Seiten
Books on Demand, Norderstedt
Februar 2011
ISBN 978-3-8391-9814-8
Hunsrück, Deutschland, Frühjahr 2006.
Unterhalb der Schmidtburgruine liegt ein Toter. Sein Gesicht ist entstellt, der Körperbau passt zu keinem Vermissten. Nach einer Gesichtsmodellage gelingt die vorläufige Identifizierung. Emil Demmler, Professor in Biologie und Physik, in Ostdeutschland geboren, in Moskau studiert und angeblich beteiligt am Atomwaffenprogramm des Iran.
Bei der Suche am Tatort findet Kommissar Bergner weitere Gebeine, die ebenfalls zu einem Wissenschaftler gehören, nur schon zehn Jahre länger da liegen müssen.
Ein wagemutiger Geologe und ein Unfall bei Grabungen an einem versteckten Fundament führen den Ermittler zurück zu Geschehnissen in Forschungslaboratorien der Nazis und auf die Spur einer weltweit angelegten Satellitenmanipulation im Research Center der NASA in Langley.
In Deutschland eskaliert derweil die Situation. Bergners Ermittlungsversuche geraten ins Stocken.
Als die deutsche Bundeskanzlerin auf Empfehlung des Innenministers den Hunsrück aus Angst vor einem Supergau evakuieren lässt, scheint nur noch die US Air Force das Schlimmste verhindern und die Kontrolle wiederherstellen zu können.
Wie passen fast unzerstörbarer Beton, sich durch alles hindurchfressende Würmer und der geplante Atomausstieg Deutschlands zum weiterhin offenen Mordfall?
Kapitel 1 - Seriencharakter (Auszug)
...
"Bergner, kommen Sie nun endlich? Ich will die Leiche abtransportieren lassen. Die Gerichtsmedizin hat auch ein Anrecht auf ein paar freie Tage. Also bitte, ja?"
Klaas ist wieder charmant wie immer. Ich hasse diesen Stress.
Gerichtsmedizin… wie macht der das nur immer, von Wiesbaden schneller hier vor Ort in meiner Gegend zu sein, als ich gleich von nahebei? Aber gut. Soll er sich doch austoben. Diese Kriminalgeschichten machen ihm mehr Spaß, als im Zoo ein gestorbenes Tier zu obduzieren. Keine Ahnung, wie er es verträgt, ehrenamtlich für die dort zu arbeiten.
"Hier, Bergner, los… ich habe wenig Zeit!"
Ich klettere ein Stück den Weg nach oben. Über mir erkenne ich die Umrisse der alten Ruine. Schmidtburg… hat eine bewegte Geschichte. Aber darum wird der Wanderer sicher nicht gestorben sein. Bekam vielleicht einen Kollaps, als er den Anstieg nahm und dann war eben niemand in der Nähe.
"Nein, Bergner, das sieht eher nach Fremdverschulden aus!"
Er wünscht sich einen Mordfall. Unsere Gegend hatte schon genug Mord und Totschlag. Ist eine Weile her. Krieg und so weiter. Aber heute ist hier weitestgehend Ruhe. Zum Glück.
Da drüben sah ich mir das große Feuerwerk an, das man über Mainz zur Jahrtausendwende veranstaltete. Es soll gar schon fast mit dem in Sydney vergleichbar gewesen sein. Und nun liegt hier eine Leiche… nur sechs Jahre später.
"Älterer Mann… um die fünfzig, würde ich sagen. Kann auch noch ein wenig mehr sein. Hat nicht schwer gearbeitet. Wundert mich, wenn so einer im Gebirge liegt."
Der Klaas… nun ja, Gebirge ist das hier wirklich nicht. Erst im Sommer war ich in Kärnten. Da sind die Berge hoch. Nicht zu vergleichen mit diesen kleinen Hügelchen und ein paar Felsen, die man zusammen den Hunsrück nennt.
"Hier, schauen Sie… ist ungewöhnlich, wenn er nur so gefallen sein sollte, dass unterhalb noch ein paar Steine mit Blut liegen. Müssen sicher eingepackt…"
Die Kollegen der Spurensicherung kommen. Werner ist auch dabei. Gerade erst haben wir uns überworfen. Hat halt ganz andere Meinungen zur Führung von einem Fall. Aber wenn ich ihn leite, kann er gern seine Hinweise geben. Ich bestimme jedoch, was gemacht wird. Sollte er endlich mal kapieren!
Ich stehe vor dem Toten. Der hat gar einen Blaumann an. Darum meinte Klaas wohl, er hätte nicht gearbeitet? Woher der immer seine Schlussfolgerungen nimmt! Wenn eine Amsel tot am Wegesrand liegt, meint er gleich, eine Verschwörung aufdecken zu müssen. Gut, kann ich ein wenig nachvollziehen. Er ist im Innersten ein Grüner und ein Mord, ein Tod überhaupt, die haben was mystisches. Nur eben was? Das muss ich herausfinden… mit Klaas und Werner.
Das Umfeld der Leiche ist schön. Nein, das schreibe ich nicht in meinen Bericht. Aber so zu sterben… mitten in der Natur, auf einer Wanderung…
Der Kerl war nicht wandern. Entweder hat man ihn hierher gebracht oder… das ist einfach nur verrückt… wer bringt in unseren Tagen und unserer Gegend jemanden zum Sterben in den Hunsrück? Niemand, hoffe ich. Die Erklärung bei den Fällen ist zum Schluss meist viel einfacher und manchmal, ganz selten, sogar zum Lachen. Hier sicher nicht. Kann ich mir nicht vorstellen.
"Sturz aus mittlerer Höhe. Der Schädel hat nur ein paar Schürfungen, das Gesicht jedoch wurde ziemlich mitgenommen. Wird ein Fall für eine Modellage. Ich hoffe, die bekommen das hin, oder?"
Ja, ein Fleischbatzen. Nein, das Gesicht hat man ihm nicht zerschnitten. Eher, als wenn er darauf vornweg über den Schotter des Felskieses hier gerutscht wäre… eine ganze Strecke.
"Werner, schauen Sie bitte da oben nach. Irgendwo über uns muss die Spur ja beginnen!"
Als wenn ich dem seine Arbeit erklären müsste! Er schaut auch schon genervt. Sollte aufpassen, dass ich ihm nicht zu sehr auf den Schlips trete, den er immer trägt. Hasse ich. Ist nicht mein Ding. Smart und bieder… wer ist das heute noch wirklich? Elefanten der Vergangenheit… und dazu noch dieses geschwollene Gerede. Immer nur darauf bedacht, niemanden zu verletzen… Aber dann hintenrum… na ja!
Ich sehe mich um.
Hier sind eine Menge Zweige geknickt. Wenn der Tote da nicht liegen würde, könnte ich glatt meinen, jemand hat sich den Blick zur Burgruine freigemacht. Aber so… das kann doch nicht einer allein so zugerichtet haben?
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Cachette